Die Hannah-Höch-Grundschule in Berlin-Reinickendorf möchte mit der Greenwich-Oberschule – einer Integrierten Sekundarschule (ISS) – zur Gemeinschaftsschule fusionieren. Angesichts der Tatsache, dass Schulfusionen in der Regel eher behördlich angeordnet werden und auf Widerwillen, wenn nicht sogar Widerstand treffen, reden wir hier über einen ganz speziellen Glücksfall:
Beide Schulen sind sich wohl einig!
Allerdings verweigert die zuständige Schulstadträtin, Katrin Schultze-Berndt von der CDU, ihre Zustimmung. Sie lehnt Gemeinschaftsschulen als Schultyp ab und hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, dass Reinickendorf als einziger Berliner Bezirk eine „gemeinschaftsschulfreie Zone“ bleibt. Allein die Wortwahl ist schon eine Provokation! Eine Schulstadträtin müßte doch eigentlich das Wohl der Kinder und die positive, selbstbestimmte Entwicklung zweier Schulen im Sinne haben. Oder? Ihr Handeln scheint in diesem Zusammenhang jedoch rein politisch motiviert zu sein.
Diese Form der autokratischen Bevormundung von Schulen durch die Politik hat in den verschiedensten Berliner Bezirken eine traurige Tradition. Man erinnere sich nur an den ersten Berliner Bürgerentscheid im Oktober 2006, wo man sich mal erfolgreich zur Wehr setzen konnte. Letztlich widerspricht dieses bezirkspolitische Theater um die geplante Fusion der beiden Reinickendorfer Schulen dem allgemeinen Demokratieverständnis. Wieso darf sich eine Schulstadträtin über den ausdrücklichen Wunsch der Schulen hinwegsetzen? Wieso wird in der Reinickendorfer BVV überhaupt nochmal über die Zukunft der beiden Schulen abgestimmt, wenn diese sich doch einig sind? Die Willensbekundung der Senatsverwaltung, den Berliner Schulen einen größtmöglichen Spielraum bei der Profilbildung und Gestaltung des Schulalltags einzuräumen, wird hier offen mißachtet. (mrx)